vdS34-1-klein03

Aktualisiert
09 Juni, 2015

Seeventile

Bei einem Stahlschiff rechnet man unter normalen Umständen nicht mit Wassereinbruch bei Kollision. Dazu ist das Rumpfmaterial zu fest und vor allen Dingen zu zäh.Kuehlwassereinlass

Als Schwachstellen bleiben jedoch die Seeventile mit ihren Borddurchlässen. Neu und fachmännisch eingebaut, ist hier sicher nichts zu befürchten. Wenn jedoch - wie üblich - Messing als Material eingesetzt wurde, kann es nach einigen Jahren zur Entzinkung der Borddurchlässe und der Ventile kommen. Diese macht diese Bauteile so spröde, dass sie bei geringster Belastung regelrecht zerfallen können. Dies gilt selbstverständlich für alle Boote, unabhängig vom verwendeten Rumpfmaterial.  Unkontrollierbarer Wassereinbruch wäre die Folge.

 

 



Altes Seeventil aus Messing

 

Alternative Konstruktionen

Die ideale Lösung wären mit dem Rumpf verschweißte Einlaßrohre, die oberhalb der Wasserlinie enden. Darauf werden die Ventile befestigt . Voraussetzung ist, das die Verrohrung richtig dimensioniert, von außen und innen gegen Rost schützbar und gut mit dem Rumpf verbunden ist. Die Materialfrage hinsichtlich der Seeventile ist hier zweitrangig, da ein undichtes/abgerissenes Ventil keinen besonderen Schaden anrichten kann.
Diese Lösung ließ sich aber bei der ViaConMe nicht mehr nachträglich realisieren.

Es blieb also nur, die Ventile direkt auf den Borddurchführungen zu montieren.
Dabei gibt es zwei Varianten: Borddurchführung und Ventil aus rostfreiem Stahl oder beides aus Marelon (Kunststoff).

  • Rostfreier Stahl
    Vorteile: Hohe Festigkeit und Temperaturbeständigkeit, korrosionsbeständig
    Nachteil: Hohe Korrosionsgefahr für den Stahlrumpf im Einbaubereich (elektrochemische Korrosion unter Wasser)
  • Marelon
    Vorteile: kann selbst nicht korrodieren und bildet keine Korrosionsgefahr für den Rumpf
    Nachteile: geringere Festigkeit und ist nur temperaturbeständig bis 120 Grad., d. h. es schmilzt im Brandfall

Sehr hilfreich waren die Diskussionen, die ich im Boote-Forum über diese Thema führen konnte.

Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile - insbesondere aber nach Lesen dieser empfehlenswerten Lektüre - haben wir im Winterlager 2006 alle Borddurchlässe und Seeventile (10 Jahre alte Standardausführungen aus Messing) durch Edelstahlausführungen ersetzt.
Da die Meinungen auch bei den Werftbetrieben über den richtigen Einbau sehr auseinandergingen oder auch überhaupt keine Erfahrung mit Edelstahl-Borddurchlässen vorlagen, habe ich mich für folgendes Vorgehen entschieden:
- Einsetzen der Borddurchführung in Dichtmasse wie üblich.
- sorgfältiges Aufbauen eines Schutzanstriches aussen am Rumpf im Umkreis von ca. 15 cm
Damit wird verhindert, dass die beiden unterschiedlichen Materialien (Baustahl und Edelstahl) über das Elektrolyt Wasser miteinander in Berührung kommen. Denn nur dann kann es überhaupt zu der elektrochemischen Korrosion aufgrund der unterschiedlichen Potentiale kommen (vg. Edelstahlbroschüre S.3, Bild 3)!

Und so sieht es jetzt innen und aussen aus:

Seeventil-neu-1 Seeventil-neu-3 Seeventil-neu-2

Seeventile für Toilette und Handwaschbecken. Zwar sind die Anschlussstutzen oberhalb der Ventile wieder aus Messing. Dies ist jedoch nicht sicherheitskritisch, da man bei Versagen dieser Teile das darunter liegende Ventil einfach schließen kann, um den Wassereinbruch zu verhindern. Das gleiche gilt im Übrigen ja auch für die Schläuche.

Borddurchlass-102

Neue Borddurchführung aus Edelstahl für die Bordtoilette

Borddurchlass-2

Wassereinlass für Motorkühlung
(vor dem Streichen des Rumpfes)